Mittwoch, 24. August 2016

Warum Au-pairs nicht immer nur Opfer sind !!!

Im Netz gibt es diverse Artikel über arme Au-pairs die von ihren Gastfamilien ausgenutzt werden. Ja, das entspricht der Wahrheit und es ist schrecklich wie sich manche Gastfamilien aufführen.
Es gibt da aber noch eine zweite Seite, nämlich die der Gastfamilien.

Im Vertrag steht es bereits: Das Au-pair nimmt am Familienleben teil   ....

Schon alleine darauf haben die meisten Au-pairs keine Lust. In der Bewerbung heißt es immer: Ich will wie eine große Schwester sein. Das haben sie meistens vergessen wenn sie in Deutschland sind. Oft sind die Sprachkenntnisse derart katastrophal, dass eine Kommunikation unmöglich ist. Von den Agenturen hießt es immer: Reden Sie viel mit ihrem Au-pair, erklären sie ihm alles. Ja wie denn? Mir ist es ein Rätzel wie solche Mädels ihr Visum bekommen.

Oft reden sie von sich aus kein Wort mit der Gastfamilie, antworten nur mit, ja, nein, weiß nicht oder, auch sehr beliebt: Schulterzucken. Sie machen sich selber zur reinen Arbeitskraft, sie sind einfach nicht in der Lage sich mit den Kindern zu beschäftigen, mir ihnen zu reden, zu singen, zu spielen. Kinderbetreuung sieht für viele Au-pairs so aus: Zuschauen wie das Kind oder die Kinder alleine spielen. Weint das Kind wird nichts gemacht, denn das Kind hat ja keinen Grund, es hat ja alles.

Was soll die Gastfamilie dann machen?

1. Möglichkeit: kündigen. Aber das gibt es oft ein Problem: Verpflichtungserklärung . Denn eine neue Familie wird es kaum finden, wenn man im Gespräch mit der neuen Gastfamilie ehrlich ist. Und besonders bei afrikanischen Au-pairs passiert dann eins: Sie tauchen unter, nein das ist kein Einzelfall. Das hat Gastfamilien schon an den Rand des Ruins gebracht. Denn dank Verpflichtungserklärung haftet man voll für das Au-pair. Selbst wenn das Au-pair schnell von der Polizei aufgegriffen wird, in Abschiebehaft kommt und dann zum Flughafen gebracht wird, heißt das nicht, dass sie auch ausreist. Mir ist ein Fall bekannt, bei dem einem Mädchen selbst nach der Sicherheitskontrolle die Flucht gelungen ist. Und schon geht der ganze Spaß von vorn los. Gut ist wenn man dagegen versichert ist, diese deckelt aber nur Kosten bis zu einer bestimmten Summe. Diese kann schnell erschöpft sein und dann darf man als Gastfamilie zahlen.

2. Möglichkeit (war bei mir noch nie nötig): Man gibt dem Au-pair andere "leichtere" Aufgaben und das ist in der Regel Hausarbeit. Denn dabei kann sie zwar auch etwas kaputt machen, aber das sind dann nur Teller , Tassen, usw. und nicht die eigenen Kinder. ABER nein, dann benutzt man das Au-pair ja als Putzfrau und Haussklavin, das geht doch nicht.

Sicher es ist nicht richtig ein Au-pair hauptsächlich mit Hausarbeit zu beschäftigen, aber was soll man machen, wenn es sich einfach nicht für die Kinder (oder für die Familie) interessiert. Sein Ruin riskieren.

Glücklicher Weise hatte ich bisher nur 2 Problemfälle und es ist auch bei diesen nicht zu einer Extremsituation gekommen. Aber da habe ich eben einfach nur Glück gehabt.

Schauen wir uns einmal die Situation der Gastfamilie an: Das Au-pair hat ein eigenes Zimmer (habe ich nicht okay  vielleicht die Küche), bekommt 260 € Taschengeld (es gab Zeiten als Mutter mit Au-pair da hatte ich das nicht), 50 € für den Sprachkurs, freie Kost und Logis, sind versichert, können dank Monatskarte den öffentlichen Nahverkehr benutzen, außerdem natürlich freien Internetzugang, gut wäre es wenn die Gasteltern auch ein Handy mit Flatrate stellen, ach ja ein Laptop zu alleinigen Nutzung wäre vorteilhaft und eigenes Badzimmer wird schon fast vorausgesetzt. Das sind mal ganz locker 500 € im Monat, mindestens und was hat man im Extremfall dafür, ein stummes, kaltes, nichtssagendes, lustloses, kaltherziges Au-pair, das alles als Selbstverständlichkeit sieht, nichts wertschätzt und keine Lust auf die Gastfamilie hat sondern sich möglichst schnell ein Ehemann angeln möchte.

Oft wird von den Gastfamilien verlangt sie sollen es für das Au-pair besonders angenehm machen, nettes Zimmer, Willkommensgeschenke, usw.  ... Warum verlangt man das gleiche nicht auch vom Au-pair? Für das Au-pair hat man immer Verständnis, es ist ja noch so jung, so weit weg von zu Hause, ja das stimmt, aber sie wollte Au-pair werden und das sollte sie dann bitte auch sein und sich möglichst anstrengen ein gutes Au-pair zu sein und nicht nichtssagend mit den Achseln zucken.

Folgende Situation schilderte mir eine Bekannte:

Sie konfrontierte das Au-pair mit den offensichtlich falschen Angaben in der Bewerbung, darauf bekam sie die Antwort: "Wenn ihr das glaubt, dann seit ihr doch naiv. Ich muss das doch reinschreiben, sonst nimmt mich doch keine Gastfamilie. Ihr seit doch selber Schuld wenn ihr das glaubt." Vor der Agentur hat sie natürlich diese Antwort abgestritten.

Die Agentur darauf hin: "Leider können wir nichts machen, reden sie doch nochmal mit ihrem Au-pair was sie von ihm erwarten. Vielleicht war alles doch ein Missverständnis."

Es gibt natürlich auch die andere Seite, die Au-pairs die sich vor allem in Sachen Gastvater sehr ins "Familienleben integrieren" wollen. Gerne mit Fußmassagen und kleinen Flirts, selber Schuld wenn der Gastvater sich darauf einlässt, heißt es oft. Aber, dass man damit eine Familie zerstören kann, das ist diesen "integrationswilligen" Au-pairs egal. Egoismus der ganz hinterhältigen Sorte.

Zum Glück, ja wirklich zum Glück gibt es da aber diese anderen Au-pairs, die man so schnell ins Herz schließt und die richtige Engel sind. Die einfach wissen wie sie Familien helfen können und die Lust auf Land und Leute haben inkl. erlernen der Sprache. DANKE!!!

Mein Tipp: EU-Au-pairs, oder Au-pairs aus Ländern bei denen ihr keine Verpflichtungserklärung braucht (z.B.: Brasilien).

Allerdings hätte ich dann 2 von meinen Volltreffern gar nicht als Au-pair gehabt. Manchmal muss man einfach Glück haben. Alles hat eben (oft auch mehr) 2 Seiten.

Sätze die eine Gastmutter glücklich machen ... oder auch nicht!

AP zur GM:

Jetzt willst Du das Bad putzen?... lass das ich habe morgen genug Zeit das zu machen.

Ich habe dieses Wochenende nichts vor, kann ich nicht einfach mit den Kindern in den Park gehen und ein Picknick machen?

Es ist schön zu wissen, dass ich noch 11 Monate bei euch bleiben kann.

Wenn ich später mal Kinder habe will ich alles genauso machen wie Du.

Du hast einen tollen Ehemann, voll gut er hat auch ein tolle Ehefrau.

Du hast gesagt, der eine Au-pair Junge hatte Probleme hier. Kannst Du mir sagen welche, ich kann sie nicht finden.

Meine Freundinnen sind alle voll neidisch, weil ich die hübschesten und liebsten Gastkinder habe.

Wenn ihr am Wochenende Gäste bekommt, dann putze ich heute aber noch mal ganz gründlich.

Schön, dass ihr wieder da seit, die Tage ohne euch und die Kinder war es richtig langweilig.


Oder auch nicht:

Wenn ich mir die anderen AP so anschaue merke ich wie viel Glück ihr mit mir hattet. Denn ich spreche voll gut Englisch.

Au-pair ist geben und nehmen, aber ich weiss nicht was ihr mir geben könnt.

Warum sind viele andere Au-pairs so ohne Niveau?

Ich kann nichts dafür, dass da viel Pfeffer drinnen ist, ihr habt mir nicht gesagt, dass es 2 Öffnungen im Pfefferstreuer gibt.


Montag, 22. August 2016

... noch 5 Tage warten N. aus Slowenien

Inzwischen sind wir wieder mitten in den Sommerferien.
Seit unglaublichen 4 Jahren hatten wir kein Au-pair mehr. Ich bin auf Entzug ;) .

2 Wochen der Sommerferien sind noch unverplant, bzw. meine Kinder sind nicht betreut. Gut meine Mädels sind in zwischen 9 und 12 Jahre alt und brauchen nicht mehr wirklich eine Aufsichtsperson oder eine Betreuung. Aber wenn man mit einem tollen, fröhlichen 19jährigem Mädchen diese Zeit verbringen kann und gleichzeitig sein Englisch ein wenig aufpolieren kann, dann ist das doch eine tolle Alternative zum 2 Wochen chillen, lesen, ..., langweilen.

Dank Au-pairworld haben wir N. aus Slowenien gefunden. Alles scheint toll zu passen. Noch 5 Tage, dann kommt sie an. Zimmer ist fertig, kleine Geschenke (Nervennahrung) sind für meine Verhältnisse dekorativ im Zimmer drapiert, Infomaterial über die Region liegt bereit, der erste Satz Duschgel, Shampoo, usw...  warten in ihrem Badezimmer auf sie. Ich ( und alle anderen auch) freu mich und bin schon aufgeregt.

L. aus London ... besser geht es nicht.

Wir hatten beschlossen nach S. aus Indonesien vorerst kein Langzeit - Au-pair mehr zu suchen. Aber dann kommt das was Eltern regelmäßig zur Verzweiflung bringt: Die Sommerferien.
Gut, dass es Au-pairworld gibt mit unglaublich vielen Mädchen (und Jungen) aus der EU, die Lust haben den Sommer über als Au-pair zu arbeiten. Ich habe innerhalb von 2 Wochen 120 Bewerbungen bekommen und 10 selber verschickt. Als ich L. Profil das erste Mal gesehen habe, dachte ich: " Die wäre echt perfekt, aber so perfekt, dass sie ganz sicher nicht zu uns kommen will. So ein tolles Mädchen kann sicher unter ganz vielen Familien aussuchen." Aber ich schickte trotzdem meine Anfrage zu ihr, mit den Anfangsworten: "Hallo L., wir sind eine ganz normale Familie aus .... .
Und siehe da, schon bald erhielt eine Antwort: " Hi Heike, eine ganz normale Familie, das klingt genau nach dem was ich suche." Einige Nachrichten hin und her, 2 mal skypen, und schon war L. unser neues Au-pair.
Ca. 2 Wochen vor Ankunft schrieb sie:

... mein Vater uns ich kommen schon einen Tag früher, wir wollen uns noch... anschauen. Könnt ihr mich vielleicht vom Hotel abholen und kurz meinem Papa "Hallo" sagen."

Zuerst war ich ein bisschen genervt, aber mir auch auf auf, dass das doch eine super Gelegenheit ist, ihre Familie ein Stück kennen zu lernen. Also schrieb ich ihr zurück:

"Hallo L., ich kann Deinen Vater sehr gut verstehen, dass er uns kennen lernen möchte. Das ist doch ganz normal, wenn Eltern sich Sorgen machen. Hier mein Vorschlag, ihr beide seit doch sowieso hier in der Nähe, lass uns doch einfach zusammen ein BBQ machen, dann kann er uns richtig kennen lernen, sich gerne auch Dein Zimmer ansehen und sich davon überzeugen, das alles soweit in Ordnung ist."

Ich glaube L.war sehr erleichtert über diese Antwort.

Es war so ein schöner Nachmittag mit Laura und ihrem Vater. Er war Polizeibeamter, Ermittler und wenn man täglich in einer Großstadt wie London mit dem Verbrechen konfrontiert ist, dann kann ich das wirklich verstehen, dass man einfach sicher gehen möchte.

Ja und dann war L. hier. Für 3 Monate. Und es war fantastisch, so eine natürliche, hilfsbereite, witzige, nette, hübsche, intelligente   ... Person. Wir haben sie alle ganz schnell in unser Herz geschlossen. Mein erster Eindruck war 100% richtig. So perfekt für uns. Perfekter geht es nicht.

Als erfahrene Gastmutter dachte ich zuerst am Professionalität und wollte mich emotional nicht so reinsteigern da ich ja wusste, dass der Abschied mit großen Schritten auf uns zu kommt. Ich wollte nicht wieder tagelang wegen dem Abschied traurig sein, also bemühte ich mich immer ein bisschen Distanz zu behalten. Diese Distanz verschwand dann aber restlos, als L. am Flughafen einen Weinkrampf bekam und nicht mehr aufhören konnte. Sie sagte tausendmal Danke, und auch wie sehr sie uns mochte (mag). Ich war richtig geflasht.

Sie hat uns in der Zwischenzeit ganz oft besucht. Auch sie hat uns eine Referenz für Au-pairworld geschrieben. Bin immer wieder gerührt wenn ich sie mir durchlese.