Freitag, 19. August 2016

Au-pair, männlich, hochbegabt, egoistisch, verliebt sucht ... ein Hotel für sich und seine Freundin!!!

Nun dachte ich, ich hätte aus der Erfahrung mit Y. gelernt, also beschloss ich mal was ganz anderes zu suchen und was bot sich da mehr an, als nach einem Au-pair Jungen zu suchen. Es bedarf ein wenig Arbeit meinen Ehemann zu überzeugen. Aber dann flatterte die Bewerbung von S. aus Kolumbien ins Haus.

Nach der von seiner Freundin geschriebenen Bewerbung zu urteilen war er eine tolle Option. Künstlerisch sehr begabt, und fasziniert von Deutschland. Die von seiner Freundin gemachten Fotos versprachen viel.

Also nach einigen E-Mail, Einladung, Verpflichtungserklärung, und einfach total auf ihn gefreut.
Dann schrieb er: " ohhhh wie toll meine Freundin wird auch Au-pair, bei Freunden von euch! Toll dann können wir einfach alle zusammen Ostern feiern, oder kann ich nach meiner Ankunft einfach mit meiner Freundin in ein Hotel gehen. Damit ich mich erstmal so richtig mit ihr beschäftigen kann. Wenn ich nach Deutschland komme, dann haben wir uns schon 2 Monate nicht gesehen."

Nun gut, mein englisch war damals noch nicht so gut wie heute und er hat sich da irgendwie rauswinden können und ich glaubte an ein großes Missverständnis.

Also ich dachte mir: Sch...... seine Freundin kommt auch, also machte ich ihn klar, was ich von einem Au-pair erwarte. Seine Antwort, alles ein großes Missverständnis  .... nein, er will nicht wegen seiner Freundin nach Deutschland er findet uns sooooo toll, bla, bla, bla   ....   .

Ich bin selber Schuld. Ich hätte diesem geschleimten Rumgeschwafel einfach nicht glauben sollen.

Dann kam seine Freundin, sehr sympathisch, offen, intellektuell und Vegi. Nur leider hatte sie sich eine Familie ausgesucht, die jeden Tag Fleisch ist   ...  und ja auch sonst null zu ihr gepasst hat. Okay, die Familie hat sie rausgesucht. Aber sie wollte dahin, weil Freunde von uns, nah bei dem tollsten Schatzi ( ich muss kotz....) ever.

Nach 2 Wochen rief mich meine arme Freundin an. "Heike, bitte ich halte das nicht aus. Bitte kann D. (die Freundin) bei Dir wohnen bis sie eine neue Gastfamilie gefunden hat?"
Und ich dachte, dass ist meine Chance, wenn ich mich jetzt um seine Freundin kümmere, dann ist er mir einfach dankbar und versucht das beste Au-pair zu werden. Man, ich war wirklich richtig dumm.

Also sie zieht zu uns ein, als Gast, ohne Verpflichtungen. Und ich hatte sie wirklich gern. Richtig lieb hatte ich sie gewonnen. Wir haben oft abends ein Glas Wein zusammen getrunken, gequatscht und gelacht. Eine richtige Freundin ist sie geworden. Dachte ich.

D. hat dann schnell eine wirklich tolle Gastfamilie gefunden.

Dann kam S.   ... Stopp vorher hat er noch gesagt, es wäre super wenn wir ihm noch Shampoo und Duschbad besorgen sollen, wäre super nice von uns, aber bitte eins auf Haferbasis, D. hat gesagt für seine Haut wäre das super. AHA, naja wenn D. das sagt. Außerdem wollte ich ihm einen netten Empfang bereiten und habe seine Zimmer mit vielen Fotos und Postern von seinen Lieblingsbands, Künstern, usw. dekoriert. Und noch eine Packung seiner geliebten Hafermilch gekauft + 2 Sektgläser dazu gestellt, D. angeboten bei uns zu übernachten, ...  . Und wieder muss ich sagen, nein wie dumm ich war.

Also dann zum Flughafen, natürlich mit D. . Wir warten und warten   ...  später erklärte er uns er wusste nicht in welche Richtung er in Frankfurt zur Gepäckausgabe gehen sollte, da waren 2 Pfeile.
Okay, ich realisiert es sofort. Kompletter Griff ins Klo. Aber ich gab die Hoffnung auch hier wieder nicht auf   ...  dachte noch, evtl. kann ich ja Dankbarkeit erwarten wegen seiner Freundin.

Gut, er und D. bei uns übernachtet. Einen Tag verbracht. D. musste nach Hause. Er kann sie ja nicht alleine fahren lassen, nein er ist einer von der alten Schule, es ist doch sein Schatz, sein Augenlicht, er muss sie nach Hause bringen.

Also, gut   ... Ich bat in dann um 20.00 Uhr zurück zu sein, da wir noch einige Sachen für seinen ersten Arbeitstag besprechen mussten. Ich warte   ...   ich warte   ...  ich warte. Bis auf einmal die Gastmutter von D. anruft und mir folgendes berichtet: "Mein Mann wollte S. mit dem Fahrrad nach Hause bringen, dann ist ihm eine Fliege ins Auge geflogen, da rauf hin hat er gebremst, so stark, dass er über den Lenker geflogen ist und jetzt fühlt er sich nicht mehr in der Lage zu euch zu kommen.
Ich habe ihm auch schon angeboten ihn nach Hause zu fahren, aber er fühlt sich nicht in der Lage sich von D. zu treffen.

Also ich nach einer weiteren Stunde nicht von ihm gehört habe, hatte ich erneut angerufen und mitgeteilt, dass ich ihn jetzt abholen werden und mit ihm in Krankenhaus fahren werde.

Ich kam an, uns sah S. in Häschenstellung in dem Armen von D. . Also gut, auf ins Krankenhaus. Und wieder ein mal wurde mir mitgeteilt, dass es unmöglich ist ohne D. ins Krankenhaus zu fahren, also gut D. kommt mit.

Im Krankenhaus das übliche Prozedere    ...   + dass ICH mehrmals für seine Freundin gehalten wurde und der FSJ-ler durch die Zähne pfiff und sagte: cool, du hast ja voll Glück mit deiner Gastmutter." Das fand D. natürlich doof. Ergebnis: leichte Verstauchung des linken Handgelänkes. Jedenfalls danach nach Hause.

Am nächsten morgen rief mich D. an, sie waren ja nun schon eine ganze Nacht getrennt, da müsse sie doch mal nach S. schauen. Y. (mein altes Au-pair) teile mir dann mit, dass S. sich nicht alleine duschen könne und nun D. da ist um ihm beim Duschen zu helfen.

Das passierte nun täglich. Immer wenn ich nach Hause kam, war D. da. Ich habe versucht zu erklären: "D. bitte, S. und wir brauchen einfach Zeit uns kennen zu lernen. Auch außerhalb seiner (bis dahin nicht da gewesenen) Arbeitszeit. Du warst so oft bei uns, hast bei uns gewohnt, und jetzt bist Du ständig hier Thema. Bitte ich möchte, dass Du hier 2 Wochen nicht mehr her kommst. Das ist meine Haus und ich bestimme wer hier sein darf und nicht."

Das hat nicht funktioniert, von Integration keine Rede. Jeden Tag, jede freie Minute haben die beiden zusammen verbracht. Sobald die Arbeitszeit vorbei war. Schwupp S. war weg. Und immer wirklich immer bei D. .

Er hat mich dann nach einer Woche um ein Vorschuss gebeten. Da er leider sein ganzes Geld in Kolumbien vergessen hatte, aber eigentlich (meine er) ist seine Mutter Schuld, sie hätte ihn nicht erinnert. Ich okay. Was kauft er davon, ein Geburtstagsgeschenk für D. .

Außerdem hat er hier alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. z.B.: Pfeffer (viel) ins Nudelwasser, auf die Anweisung Sportsachen für meine Tochter zusammen zu packen, antwortete er mir, er wüsste ja nicht was das ist. Essen war meistens ungenießbar, er konnte anfangs nicht alleine aufstehen, er meinte man (ICH) solle ihn wecken, sich über die Arbetszeit beschwert weil ich ihm 2 Stunden vormittags und 4 Stunden nachmittags eingetragen habe. Schließlich kann er dann D. ja nur kurz sehen. Dazu ständige Lügen, usw   ...  nach 2 Wochen habe ich ihm gekündigt.

Nach 3 Tagen hat sich eine Nachbarin von der neuen Gastfamilie D.'s gemeldet, sie wolle S. als Au-pair haben. Außerdem musste ich nun erfahren, er wollte einfach nicht bei uns bleiben, weil ihm das nicht nah genug an D. war. Deshalb hat er sich mit Absicht so "dumm" angestellt, damit ich ihm kündige und er dann zu der "neuen" Gastfamilie wechseln kann. (Dort gab es dann aber auch Probleme.) Von sich aus wollte er nicht kündigen. Warum auch immer, sicher hatte er Angst, dass ihn die Agentur nach Hause geschickt hätte.

Ende gut alles gut   ...  nicht ganz, die Krankenhausrechnung kam ins Haus geflattert, ich war zum Glück gut versichert. Am letzten Tag hat er noch sein Bett kaputt gemacht. Ich weiß auch hier nicht wie er das geschafft hat. Ich hatte ihm erlaubt sämtliche Poster, Fotos, Bilder die ich für ihm besorgt hatte mit zu nehmen. Dieses Angebot hat er dann großzügig auf  die Bettwäsche und den Adapter für die Steckdose (hatte unser erstes Au-pair besorgt) erweitert hat. Ich konnte nur noch darüber lachen. Mann war ich froh, dass er weg war. Ich habe noch fröhlich hinterher gewunken als ihn sein neuer Gastvater abgeholt hat. ENDLICH, ENDLICH war er weg.

Was blieb war ein kaputtes Bett und ein kaputtes Fahrrad. Und für beides gab es keine Entschuldigung.

Danach hatte ich mir geschworen NIE WIEDER EIN AU_PAIR  ...  aber es kam dann doch anders.

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